Warum Breathwork nicht für jede*n geeignet ist
Atem ist Leben. Das klingt so simpel und auch so kraftvoll. Viele von uns haben in stressigen Momenten erlebt, wie eine bewusste Atmung sofort Ruhe bringen kann – als würde wir einen Anker werfen, der uns inmitten des Sturms halt gibt. Doch so wohltuend Breathwork für viele sein kann, so es ist leider nicht immer für jede*n die ideal Methode.
In diesem Artikel
Mit dieser Artikel möchte ich dir keine Angst machen, sondern dich dafür sensibilisieren, dass wir bei allen Techniken auch immer auf unsere eigenen Grenzen achten dürfen und uns der Möglichkeiten und Risiken bewusst werden. Lass uns einen ehrlichen Blick darauf werfen, wann eine Breathwork Journey vielleicht nicht die erste Wahl ist oder nur mit professioneller Begleitung und in abgewandelter Form angewandt werden sollte.
1. Wenn der Körper „Nein“ sagt: Physische Kontraindikationen
Unser Körper kommuniziert oft viel klarer, als wir denken, mit uns. Herzrasen, Schwindel oder Kurzatmigkeit – das sind Signale, die nicht ignoriert werden sollten. Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, wie z. B. schwerem Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Aneurysma sollten vorsichtig sein. Bestimmte Atemtechniken können den Blutdruck plötzlich ansteigen lassen oder das Herz in einen Zustand versetzen, der mehr Schaden als Nutzen bringt.
Auch bei Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD können intensive Atemübungen eher belastend wirken. Der Atem, der hier helfen kann, wird dann plötzlich zum Feind, wenn er zu intensiv eingesetzt wird und das Nervensystem überreizt.
2. Psychische Erkrankungen: Eine Grenze, die oft übersehen wird
Die Macht des Atems liegt darin, dass er Emotionen und alte Muster an die Oberfläche bringen und wandeln kann. Doch genau dies kann für Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen zu viel sein.
Wer unter schweren Angststörungen, Panikattacken, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) leidet, könnte durch intensive Atemübungen getriggert werden. Ein plötzliches Hyperventilieren oder das Gefühl von Kontrollverlust – was bei bestimmten Breathwork-Techniken auftreten kann – kann das Nervensystem überfluten und eine Re-Traumatisierung auslösen. In solchen Fällen sollte man Atemarbeit niemals alleine, in der Gruppe oder ohne erfahrene Begleitung durchführen.
3. Schwangerschaft: Ein besonderer Moment der Achtsamkeit
Schwangerschaft ist eine Zeit, in der der Körper auf Hochtouren arbeitet. Intensive Atemübungen, die den Sauerstoffgehalt im Blut oder die Herzfrequenz drastisch beeinflussen, sind in dieser Phase nicht immer ratsam. Stattdessen eignen sich sanfte Atemtechniken, die beruhigend wirken und den Fokus auf Verbindung und Entspannung legen.
Es gibt spezielle Atemtechniken, die speziell für die Geburt geübt werden können und in speziellen Schwangerenkursen angeboten werden.
4. Epilepsie und neurologische Erkrankungen
Menschen mit Epilepsie oder anderen neurologischen Störungen sollten ebenfalls vorsichtig sein. Bestimmte Atemtechniken können das Gehirn stimulieren und unter Umständen einen Anfall auslösen. Auch hier gilt: Nur mit medizinischer Abklärung und professioneller Begleitung.
5. Die feine Linie zwischen Überforderung und „Heilung“
Es gibt eine wichtige Lektion, die ich in meiner Arbeit gelernt habe: Nur weil etwas heilsam ist, bedeutet das nicht, dass es jederzeit und für jede*n immer passend ist.
Breathwork kann tief gehen. Es kann alte Emotionen, Traumen und Muster an die Oberfläche bringen, die lange im Verborgenen lagen. Doch nicht jede*r ist immer bereit, sich dem zu stellen – und das ist in Ordnung. Manchmal braucht es zuerst eine andere Basis: Ressourcen Arbeit, ein stabileres Nervensystem, sanftere Methoden und die Erlaubnis zu Langsamkeit.
Gehe immer von der Stabilisierung in die Veränderung! Denn das Neue darf erst integriert werden, bevor es weitergeht. Dafür bedarf es Kapazität in deinem System und ein liebevolles Anerkennung für das, was jetzt aktuell für dich dran ist.
Was bedeutet das für dich?
Wenn du dir nicht sicher bist, ob Breathwork für dich geeignet ist, frage dich:
- Wie fühlt sich mein Körper an, wenn ich daran denke, tiefer in Atemarbeit einzutauchen?
- Gibt es medizinische oder psychische Bedingungen, die ich beachten sollte?
- Habe ich einen sicheren Raum und/oder Begleitung, um auftauchende Emotionen zu halten?
Und vor allem: Vertraue deinem Körper. Wenn etwas sich nicht richtig anfühlt, dann ist es das vielleicht auch nicht. Du bist die beste Expert*in für deine eigene Gesundheit.
Fazit
Breathwork ist ein Werkzeug – kraftvoll, transformierend und gleichzeitig auch sensibel. Wie der Atemhauch an einem kalten Wintertag. Breathwork ist nicht für jede*n und zu jeder Zeit geeignet und sollte mit Respekt vor den eigenen Grenzen und Bedürfnissen angewandt werden. Es liegt keine Scham darin, „Nein“ zu sagen oder erst einmal vorsichtig zu erkunden. „Ganz werden“ ist keine Einbahnstraße – manchmal führt der sanftere Weg, wie ein liebevoller Atemzug, zu den viel tiefsten Veränderungen in unserem Leben.